Erfolgreiche Junioren-WM als Abschluss meiner Juniorenzeit in Tschechien

Ich habe mich bereits Monate, fast Jahre im Voraus darauf gefreut. Dann war es endlich so weit. Am Donnerstagabend kamen wir in unserer Unterkunft in Bukvice (10 min von Jičín entfernt) an. Nach einem Sprung in den Pool und einer Planungssitzung gings dann auch schon ins Bett. Ich gönnte mir am Freitag auch nochmals einen Ruhetag. Nach dem Einkaufen setzte ich mich wieder hinter die Karte und bereitete mich weiter vor auf die bevorstehenden Rennen. Am Samstag stand der Model-Event für den Sprint an. Er war in einem Quartier angrenzend an das Sprintgebiet. Ich kam sehr gut zurecht mit der Zeichnungsweise, und freute mich gerade nochmal mehr auf den Sprint.

Sprint

Am Sonntag konnten wir nochmals ausschlafen, da der Sprint erst am Nachmittag angesetzt war. Gegen Mittag gings dann los in Richtung Quarantäne. Auf dem Weg dorthin sagte ich den anderen, dass ich noch nie so gut vorbereitet war wie auf dieses Sprintrennen. Und tatsächlich konnte ich mir den 2. Rang sichern mit einer Sekunde Rückstand auf den Weltmeistertitel. Ich erwischte einen guten Startteil im schwierigen Wald und konnte auch um den Sportplatz gut navigieren. Zu Posten 14 und 15 machte ich je kleine Routenwahlfehler und verliere zusammen 17 Sekunden. Zu Posten 20 verfuhr ich mich ins Dickicht beim Schulhaus und verliere eine halbe Minute. 

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Im Schlussteil in der Altstadt konnte ich nochmals pushen und fehlerfrei durchkommen. Im Ziel hatte ich ein gutes Gefühl und war deshalb eher erstaunt über den Rückstand von 1:01 Minuten. Wir merkten aber mit Hilfe von den Zuschauern in der Schweiz, dass ich eine Minute zu spät losgeschickt wurde. Ich war jedoch nicht der einzige und es wurde korrigiert und somit landete ich auf dem erfreulichen 2. Platz.

Long

Nach einem Ruhetag mit dem Model-Event im Wald erwarteten uns am Dienstag Höhenmeter, Routenwahlen und technische Teile. Gestartet wurde im Dorf, wo es eine Schlaufe gab im diffusen Wegnetz. Man musste die Karte gut lesen, um die vielen Wege zu sehen auf der 1:15000 Karte. Ich kam gut mit der Karte zurecht, hatte aber trotzdem 2 Unsicherheiten im Dorf. 

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Zum 2. Posten wollte ich die erste Einfahrt zum Posten nehmen, erwischte aber die zweite. Ich schaute nach links, um zum Posten zu fahren und sah ihn nicht also drehte ich um, anstatt nach rechts zum Posten zu schauen. Mit 40 Sekunden Zeitverlust konnte ich ihn dann finden und bis zum 6. Posten fehlerfrei weiterfahren. Doch auf dem Weg zum 7. Posten erwischte ich eine Einfahrt zu früh und musste wieder umdrehen. Auch wieder knapp 40 Sekunden Fehler. Also gab ich weiter alles, um aufzuholen. Das gelang mir super bis zu einer Unsicherheit bei Posten 16 der die Nummer 76 hat. Als ich am (richtigen) Posten vorbeifuhr sah ich am Posten die Nummer 79 also die falsche und fuhr ich weiter. Als ich dann zu weit war wurde mir klar, dass es meiner gewesen wäre. Also drehte ich um zum sicher sein, dass ich ihn gestempelt habe. Im Ziel stellte sich heraus, dass ich ihn beim ersten Mal bereits erwischt habe. Mit den verlorenen 90 Sekunden ging ich nochmals Vollgas in den Schlussteil, der mir gut gelang. Am Ende schaute für mich Bronze heraus, wie bereits an der letztjährigen EM und WM. Ich war kaputt, aber überglücklich mit meiner 2. Medaille.

Middle

Nachdem wir uns einigermassen erholt hatten, stand die Mitteldistanz auf dem Programm. Wir fuhren wieder nach Mostek und erwarteten ein technisch anspruchsvolles Rennen. So war es auch man musste immer wissen, wo man ist und wo man weiterfahren will. Ich startete sicher und verhalten ins Rennen, um kein Risiko zu nehmen, deshalb verliere ich am Anfang relativ viel Zeit. Doch mein Plan ging auf, ich konnte konstant sicher fahren. Abgesehen von einem Routenwahlfehler, wo ich 30 Sek. langsamer bin und einer Unsicherheit bei einer Kreuzung konnte ich fehlerfrei durchfahren. Und wieder fehlt mir nicht viel zum Sieg, diesmal sind es 15 Sekunden. Aber ich habe den Schlussteil gut vorbereitet und deshalb kann man sagen, dass ich zwar zum 22. die Goldmedaille liegen gelassen habe, aber dann auf dem Schlussteil gewinne ich dann Silber da ich fehlerfrei durchgekommen bin.

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Der anspruchsvolle Schlussteil und der Tigersprung ins Ziel.

Am Abend beim Auswerten fiel mir auf, dass es bisher exakt die gleichen Medaillenfarben in den Disziplinen sind wie an der letztjährigen WM in Schweden. Dass ich das noch toppen kann, konnte ich mir nur erträumen.  

Als ich dann in der Nacht auf den Ruhetag am Träumen war, erwachte ich plötzlich mit extremen Bauchschmerzen, kurz darauf musste ich erbrechen und sass die halbe Nacht auf der Toilette. Wie sich herausstellte war ich nicht der einzige. Bis am Mittag lag ich im Bett und gegen Abend hatte ich dann langsam wieder ein normaleres Gefühl.

Massenstart

Als ich am morgen aufwachte fühlte ich mich, zum Glück, super und Ready, um den Massenstart zu fahren. Ich startete in der 2. Hintersten Reihe wegen dem letztjährigen vergessenen Posten. Der Start war hektisch wie immer, aber ich konnte mich schon einige Plätze nach vorne kämpfen. Die erste Runde gelang mir fehlerfrei, und somit kam ich in der Führungsgruppe beim Übergang vorbei, dort musste ich jedoch meine Sattelstütze wieder anziehen, weshalb ich die Spitze verlor und dann auf mich allein gestellt war. Zum ersten Poste der 2. Runde erwischte ich die Falsche Route und verliere ca. 30 Sekunden, ansonsten konnte ich weiter pushen und schliesslich die Leute aus der Spitzengruppe wieder aufholen. Gegen Ende waren wir noch eine Dreiergruppe. Auf der Schlussschlaufe lief es mir perfekt und ich konnte von Fehlern von anderen Fahrern profitieren und mir die Bronzemedaille schnappen. Was für ein cooles (vermeintlich) letztes Rennen als Junior und an dieser WM! Während dem Ausfahren kam unsere Trainerin Chrige zu mir und sagte mir, dass ich die Staffel fahren werde. Da sich Adrian und Noah leider noch nicht ganz erholt haben. Es ist schade konnte die Staffel nicht wie geplant gefahren werden, aber ich habe mich gerne zur Verfügung gestellt und mich gefreut gegen die Grossen zu fahren.

Staffel

Ich durfte auf die Startstrecke, was für eine Ehre als kleiner Junior inmitten der Weltspitze die Startnummer 2 zu haben. Ich genoss das Rennen und erreichte unser Ziel; ohne grosse Zeitverluste durchs Rennen zu kommen. Meine Leistung war okay, aber ich weiss auch dass durchaus mehr möglich gewesen wäre von meiner Seite. Aber lieber wenig Risiko als ein Postenfehler. Doch ich war ja nicht allein im Team. Silas und Simi haben furiose Rennen gezeigt und Platz um Platz aufgeholt. Und am Ende standen wir dann auf dem 3. Rang. Dies bedeutete nicht nur meine 5. Medaille im 5. Rennen, sondern auch meine erste Elite-Medaille im letzten Jahr als Junior. Was für ein grandioser Abschluss einer wunderbaren Woche. Wir konnten einmal mehr super im Team arbeiten und konnten von Emily Benham Kvale sehr viel lernen. Vielen Dank dem ganzen Team und Chrige und Papa für die super Betreuung!

Vielen Dank allen die diese Woche möglich gemacht haben! Und an die, die mich auch sonst immer Unterstützen!!

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Fotos: David Hofmann, Honza Svoboda, Pavel Stafek, Inma Gorriz Camarasa, Adrian Schnyder